Bienchen und Blümchen

Will ich eigentlich Vater werden?

Woche 2: Papa Pauls Perspektive- eine Kolumne über das Papa werden und das Vater sein

So, die K- Frage war also im Raum. Und es war nicht nur die Frage, ob ich irgendwann, also so in 10 bis 100 Jahren Kinder möchte. Nein, die Frage war ziemlich konkret, nämlich wann genau machen WIR beide ein Kind. 

Natürlich haben wir darüber am Anfang unserer Beziehung schon einmal gesprochen. Um ehrlich zu sein, war ich da noch recht jung, zumindest habe ich mich so gefühlt und habe einfach mal mit “Ja, irgendwann vielleicht” geantwortet. 

Eine feste Zusage habe ich damit wohl eher nicht gemacht, aber verneint hatte ich es wohl auch nicht. 

Kinder kriegen, das gehörte irgendwie so dazu. Genaue Gedanken oder Vorstellungen davon hatte ich aber nicht.

Mit der Zeit heirateten die ersten Freunde, zogen in Einfamilien- oder Reihenhäuser, gestalteten ihre Steingärten und boten ihren Sonntagsgästen Tofuwürste auf Webergrillen an.  Und ich wurde immer öfter von Freunden und Bekannten gefragt, wann ICH denn einen Heiratsantrag machen würde. Vor Urlauben wurde mir sogar konkret angeraten, dass genau das der beste Zeitpunkt für einen besonders romantischen Antrag wäre. Gleichzeitig machten selbige Paare, die mir dazu rieten Paartherapien und diverse Freunde unserer Eltern ließen sich nach vielen Ehejahren wieder scheiden. Deshalb fragte ich mich, warum mir eigentlich so viele zu etwas rieten, womit sie doch selber oft gar nicht mal so gut zurecht kamen. 

Und wir beide, meine Freundin und ich, wir kamen eigentlich ganz gut miteinander aus. Warum sollten wir das ändern.

I mean never change a winning team. 

Aber mit der K- Frage war es etwas anders. Irgendwann gaben jene Bekannte das Hochzeitsthema auf und fragten, ob es nicht langsam Zeit für Kinder wäre.  Zum Vatertag wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass ich mich da ja bisher in dem Bereich noch um nichts verdient gemacht habe und meine Mutter strikte schon mal prophylaktisch einen Babyschaal.

Und es ist ja nun die eine Sache, wenn diese Wünsche von außen an einen herangetragen werden. In meinem Fall hat das, denke ich, eher zu Reaktanz geführt. Ich fühlte mich also in meinem Freiheitsspielraum eingeengt und um diesen wiederherzustellen, nahm ich noch vehementer die Gegenposition ein. 

Ich wollte nicht zur Norm gehören. Ein Haus, 1,5 Kinder und ein Boot klangen eher nach sich langsam näherndem Tod. 

Ich wollte neue Leute kennenlernen, Partys feiern, reisen und die Welt entdecken.

Aber es war eben etwas Anderes zu bemerken, wie der Wunsch nach einem Baby bei meiner Freundin einfach immer größer wurde. Bei ihr gedanklich sehr viel Zeit und Raum einzunehmen schien und das Thema für sie immer dringlicher wurde. Um ihre Dringlichkeit zu untermauern,  legte sie mir Studien vor, von Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch, die ähnliche Schmerzlevel angaben wie Frauen, die unter dem Verlust eines Kindes litten. 

Nach Besuchen bei Freunden, die ein Baby bekommen hatten, war ihr Wunsch besonders stark. Denn Babys, so referierte meine Freundin, hätten da so eine ganz besondere Eigenschaft. Und zwar haben Babys ja oft einen ganz eigenen Duft. Man vermutet also, dass genau dieser Duft Pheromone enthält, die in der Wildnis das Überleben des Babys schützen sollen. Wenn also so ein hilfloses Baby neben der Höhle in der Steinzeit ganz allein liegt und eine Frau an diesem Baby schnuppert, werden genau die gleichen Areale in Synapsen aktiv, die auch bei Heroinkonsum aktiv werden. Die Frau, egal ob Mutter oder nicht, ist hooked und möchte immer wieder an dem Baby riechen. 

Super für das Baby, denn nun hat es eine Person, die eine starke Bindung zu ihm aufbaut, während die Frau immer wieder an ihm schnuppert und sich dabei um es kümmert.

Schlecht für mich, denn meine Freundin war nun also der Meinung sie wäre auf Cold Turkey und müsste dringend ein Baby beschnuppern, behüten und sich darum kümmern. 

Mir machte der Gedanke eher Angst. 

Konnte ich mich überhaupt um Andere kümmern. Ich empfand es schon als anstrengend genug, wenn meine Freundin mal krank war und ich mich alleine um den Haushalt und sie kümmern musste. Ich war mir nichtmal sicher, ob ich mich überhaupt um mich selbst kümmern konnte.

Wie würde es sein, wenn sie einmal länger krank wäre?

Ich denke eigentlich brauche ich tatsächlich viel Zeit für mich, was würde dann aus dieser Zeit werden? Und wie würde es mir damit gehen, wenn diese Zeit einfach wegfallen würde?

Außerdem kommt damit schon das nächste Thema

– Zeit ist Geld, aber was soll so ein Kind überhaupt kosten und will ich nicht viel lieber Karriere machen? 

Ok, das mit der Karriere ist Quatsch, aber meinen Job vernünftig machen möchte ich schon und dann eine nice Weltreise aber mit mehr Budget als früher. 

Will ich das nicht eigentlich?

Und dann war da noch die Frage, die fast noch gefährlicher war als die K- Frage an sich: 

Ist diese Frau wirklich die, die die Mutter meiner Kinder werden soll?

Und während ich diese Fragen noch mit mir, meinen allerengsten Freunden und meiner Freundin gedanklich debattierte und möglicherweise in einem heiteren Moment zustimmte, dass wir das einfach mal machen, gewann ein kleines Schwimmerchen gegen 1,2 Milliarden andere. 

Hier findest du die Papa Pauls Perspektive zu Woche 1 .


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